Der Tradition der wertvollen alten Melodien verpflichtet, transponiert das schweizerart ensemble die Gesänge und Lieder des Volkes, der Bauern und Hirten unseres Alpenlandes in die heutige, moderne Zeit.
Die altbekannten Volksweisen werden von den vier klassisch ausgebildeten Sängern ganz in der Manier des a capella Gesangs vorgetragen.
Mit ihren geschulten Stimmen und den speziell für das schweizerart ensemble komponierten Liedsätzen verleihen die Sänger dem Schweizer Volkslied einen einzigartig neuen Klang.
In den alt-neuen Klängen findet die Sehnsucht
nach Heimat und Geborgenheit ihren Ursprung und ihren zeitlosen Ausdruck.
von Ursula Binggeli
"Wann starten wir die erste Japantournee?", witzelten die vier Sänger an einer ihren gemeinsamen Proben. Sie, die sonst Monteverdi, Mozart und Wagner interpretieren, begannen miteinander Lieder zu erarbeiten, die eher auf Fondueschiffen oder im Radio-Wunschkonzert zu hören sind: Meiteli, wenn Du witt go tanze, Es wott es Fraueli z'Märit go, Luegit vo Bärge und Tal... Volkslieder. Die vier Musiker hatten vor, sie a capella zu singen, entschlackt von Handorgel- und Klarinettenklängen. Und nicht im Sennechutteli, sondern im schwarzen Frack.
Anders als in andern Ländern, in denen Volksmusik auch an Konservatorien für Klassische Musik Eingang findet, gibt es in der Schweiz wenig Berührungspunkte zwischen den beiden Musikwelten. Beat Hofmann, Sänger und Schulmusiker aus Grüningen ZH, hatte das schon längere Zeit beschäftigt. Mit Bedauern stellte er fest, dass seine Schülerinnen und Schüler immer weniger Volkslieder kennen. Dabei waren manche der altvertrauten Melodien doch wahre Kleinode! "Mich hat immer wunder genommen, wie sie wohl tönen würden, wenn sie neu arrangiert und durch klassisch geschulte Stimmen interpretiert würden", erinnert er sich. (Zurück)
Er erteilte darum dem am Konservatorium Schaffhausen tätigen Amerikaner David Angel den Auftrag, sechs Volksweisen - "denen, die mir ganz besonders gut gefielen" - ein neues Kleid zu verpassen. Dass David Angel seinerzeit die Titelmelodie von Bonanza komponiert hatte, der bekannten Cowboy-Fernsehserie aus den USA, gab dem Vorhaben zusätzlichen Pfiff.
In Angels Arrangements für das schweizerart emsemble sind allerdings keine Wildwestklänge zu finden; die Lieder kommen würdevoll, fast feierlich daher. Die Melodien selber blieben unangetastet, waren nun aber umrankt von drei weiteren Stimmen. Beat Hofmann suchte und fand Sängerkollegen, die seine Interessen teilten. Das schweizerart ensemble war geboren: vier Männerstimmen - ein Bass, ein Tenor, zwei Baritone - schlugen miteinander neue Töne an. (Zurück)
Eine erste Demo-Aufnahme zeigte: Der ungewohnte Sound gefiel, irritierte aber auch. Die Madrigal-artige Interpretation rüttelte an alten Hörgewohnheiten; künstlich tönten die Lieder, hiess es da und dort. Insgesamt waren die Reaktionen aber sehr ermutigend. Auch die Gesellschaft Schweizer Volksmusik reagierte mit Wohlwollen auf die Gründung des neuen Ensembles. Die Sänger beschlossen, den eingeschlagenen musikalischen Weg weiter zu verfolgen - und mit wohl dosiertem Jodeln und Zäuerlen die Arrangements etwas aufzulockern.
Es kamen erste Engagements. Rasch einmal wurde klar, dass sich der neue Sound nicht als Hintergrundmusik zu Apéro-Geplauder eignete; dafür war er als zu eigenwillig. Die frisch geschliffenen musikalischen Kleinode verlangen aktives Zuhören. "Es braucht ein Engagement von Sängern und Hörern", so Beat Hofmann. Weitere Auftritte folgten. Die "ungewöhnliche Darbietung gewöhnlicher Lieder", wie es ein Veranstalter formulierte, sprach die Zuhörerinnen und Zuhörer an, überraschte und begeisterte.
So veröffentlichte
das schweizerart ensemble eine erste CD. Lob gibts auch von höchster
Ebene: Bundespräsident Moritz Leuenberger, vom Ensemble kontaktiert,
stellte nach dem Anhören der CD fest, dass das schweizerart ensemble
"dem Gehalt des Liedguts eine neue Sprache verleiht - eine Sprache, scheint
mir, die auch eine junge, offene Kultur vertritt." (Zurück)